Das Psychodrama entstand als „Therapie in der Gruppe, durch die Gruppe, für die Gruppe und mit der Gruppe“ aus dem Stegreiftheater und war die erste Form der Gruppenpsychotherapie. Aber: „Eine psychodramatische Sitzung zum Beispiel ist weit davon entfernt, immer Gruppenpsychotherapie zu sein. Es ist oft nur die Behandlung eines bestimmten Individuums in der Gruppe.“ Die/der ProtagonistIn gestaltet als HauptdarstellerIn des psychodramatischen Spiels im Hier und Jetzt einer Psychodrama-Bühne sein therapeutisches Thema.

Als Mitglied der Gruppe erhält die/der ProtagonistIn mit deren Erlaubnis die Möglichkeit, seine Thematik mit Unterstützung des Spielleiterung und ausgewählten Hilfs-Ichs zu bearbeiten. Die Zuschauenden lassen sich vom Spiel der/des ProtagonistIn berühren, können eingreifen und geben zu guter Letzt wie die anderen MitspielerInnen eine empathische und, wo notwendig, kritische Rückmeldung. Allerdings kann es auch bei nicht oder kaum ins Spiel integrierten Zuschauenden zu einer heilsamen Erschütterung, der sogenannten Katharsis, kommen.

Ziel des Psychodramas ist die Aktivierung und Integration von Spontaneität und Kreativität. Konstruktives spontanes Handeln ist zustande gekommen, wenn der Protagonist für eine neue oder bereits bekannte Situation eine neue und angemessene Reaktion findet.

Dieses Ziel wird auch für den Gruppenprozess als Ganzes angestrebt. Mit Hilfe der Gruppe soll sich die/der ProtagonistIn von festgefahrenen Rollenstrukturen oder Rollenkonserven befreien.

Wir lernen soziale Rollen, welche den Individuen und individuellen Situationen nicht gerecht werden können. Je weniger die natürliche Kreativität, die von Moreno als „allerhöchste nukleare Struktur des Universums“ bezeichnet wird, durch verschüttete „Spontaneität“ zum Einsatz kommen kann, umso mehr sind wir in festgefahrenen Rollenbildern verhaftet.

Psychodrama-Techniken sollten nur von entsprechend ausgebildeten Fachleuten angewendet werden, die in der Lage sind, kompetent auf die zuweilen recht starke emotionale Wirkungen einzugehen und diese in konstruktive Bahnen zu leiten.

 

(Zitate aus Moreno, 1959)